Ich befinde mich seit über einem Jahr im Lockdown. Als Konzeptioner für Eventshows und Medienproduktionen bin ich Teil eines Branchengeflechts, das extrem unter den wirtschaftlichen Folgen des Umgangs mit der Pandemie zu leiden hat. Es gibt praktisch keine Perspektive. Selbst nach Beendigung des Lockdowns wird es noch Monate dauern bis Veranstaltungen, Messen, Kongresse, etc. überhaupt wieder anlaufen können. Es geht neben der eigentlichen Realisierbarkeit von Events, unter Berücksichtigung der Hygienestandards und Abstandsregeln, künftig vor allem um die Planungssicherheit seitens der Veranstalter. Wer ist denn noch bereit, derartige Produktionen, die zum Teil einen Vorlauf von über einem Jahr haben, zu riskieren wenn weiterhin die Gefahr eines neuen und immer wiederkehrenden Lockdowns besteht? Wie soll sich die Auftragslage verändern, wenn es noch nicht einmal eines allgemeinen Lockdowns bedarf, um Messen und Veranstaltungen zu verbieten? Eventlocations sind zum Teil ohnehin geschlossen, sodass ein Betrieb überhaupt nicht möglich ist. Wer von all den Dienstleistern, Kreativschaffenden und anderen Serviceanbietern soll denn, mal ganz abgesehen vom weiteren Verlauf der Pandemie, auf dieser Basis dieses Jahr wirtschaftlich überhaupt noch überleben? Ich möchte hier ganz ehrlich sein, in meinen Augen wird das laufende Jahr 2021 für die Eventbediensteten zur finalen Katastrophe.
Was kommt dann? Wie geht’s dann weiter? All das sind Fragen, die mich bereits seit vergangenem Frühjahr bewegen.
Ich hatte das Glück und Pech einer der Ersten gewesen zu sein, die sich mit den persönlichen Konsequenzen als Folge dieser Krisensituation auseinander setzen mussten. In dem Zusammenhang habe ich die Pandemie und insbesondere den kommunikativen Umgang damit aus der Perspektive eines aktiv Betroffenen erlebt. Zu erleben, welche Gefühle in einem selbst entstehen „können“ und zu sehen, welche Gefühle bei anderen Menschen hervorgerufen werden, war und ist sehr aufregend. Ich habe den Eindruck, dass ausschließlich die Angst als solche, in all ihren Facetten unsere Sinne trübt. Wenn die Gesellschaft wegen ein und derselben Ursache unterschiedliche Sorgen und Ängste entwickelt, sich dabei in ihrem gegenseitigen Verständnis voneinander entfernt und die Akzeptanz füreinander verliert, müssen wir uns alle die Frage stellen ob wir uns den Konsequenzen unseres Handeln noch bewusst sind. Ängste sind vielseitig und wie ich finde auch, erlebenswert – sie lassen einen selbst wachsen. Bleiben Ängste jedoch unkontrolliert oder im Verborgenen, können diese in Wut oder sogar Hass umschlagen.
Ich hoffe, dass jeder ein Stück weit dazu beitragen kann, das Leid des Einzelnen zu mildern oder Sorgen und Ängste mit anderen zu teilen. Der gegenseitige Austausch ist vor allem in dieser Zeit so entscheidend. Wenn Menschen nicht mehr zusammen kommen, erleben sie nur noch ihr eigenes Umfeld, was dazu führen kann, dass aus einem breiten Blickwinkel ein Tunnelblick wird. Ich möchte die Menschen ermutigen ihre persönlichen Erfahrungen im Umgang mit der Pandemie zu teilen, weil ich glaube, dass es an der Zeit ist, ein Zeichen zu setzen für ein verantwortungsvolles Miteinander.